Quartierstreff am Johannisplatz
Horst Böttge berichtet vom Leben seines Bruders Richard, der mit 16 Jahren in die Fänge der Stasi gerät und von einem sowjetischen Militärgericht wegen antisowjetischer Hetze zu zehn Jahren Arbeitslager verurteilt wird. Der Grund: ein verunziertes Leninbild, ein Dummejungenstreich. Er wird von nun an als Krimineller behandelt. Seine neue Heimat ist das Gelbe Elend in Bautzen und später der RoteOchse in Halle. In Halle erlebt er die Auswirkungen der Niederschlagung des Arbeiteraufstandes am 17. Juni 1953. Am Abend waren die Keller der Haftanstalt mit überwiegend jungen Menschen – leicht und auch schwerverletzt – überfüllt. Ihr Stöhnen war in den Zellen nicht zu überhören und löste panische Angst aus.
Nach drei Jahren amnestiert gelingt es Richard, sich durch Ausbildung und Fleiß für höhere Aufgaben im Beruf zu qualifizieren. 1960 übernimmt er die Leitung der Fernwärmeversorgung der Stadt Hoyerswerda. Doch sind seiner Berufslaufbahn durch seine Vergangenheit und seinen Mut, Missstände und Mangelwirtschaft öffentlich anzuprangern, Grenzen gesetzt. Hiervon erfährt er erst nach Einsicht in seine Stasiunterlagen nachseiner Pension. Die Versuche der Stasi, ihn wieder hinter Gitter zu bringen, dokumentiert auf 400 Seiten Stasiunterlagen, scheuen keinen Vergleich mit einem Krimi.